Die Innovation, die keiner wollte – oder wie man eine Firma absichtlich gegen die Wand fährt

In einem kleinen, aber bedeutenden Industriepark irgendwo in Deutschland, inmitten der Turbulenzen der Energiewende, lag die beschauliche Fabrik von „AltMod GmbH“, einem altehrwürdigen Unternehmen, das sich seit Generationen auf die Herstellung von massiven, aber wenig effizienten Maschinen spezialisiert hatte. Unter der Führung von Herrn Egon Stillstand, einem Mann, der Neuerungen fürchtete wie der Teufel das Weihwasser, kämpfte die Firma seit Jahren gegen den wirtschaftlichen Abgrund.

 

„Die Energiekosten“, klagte Herr Stillstand regelmäßig, „sind unverschämt! Früher konnte man mit einem vernünftigen Heizofen die ganze Fabrik betreiben, und jetzt? Jetzt brauchen wir moderne Energiequellen, und die sind teuer! Das ist alles die Schuld der Energiewende!“ Dabei warf er gerne wütende Blicke auf den Solarpanel-Hersteller gegenüber, der in den letzten Jahren immer größere Gewinne einfuhr.

 

Doch in dieser düsteren Zeit gab es einen Hoffnungsschimmer: Karl Clever, ein junger Ingenieur mit einem unerschütterlichen Glauben an den Fortschritt und einem Masterabschluss in Maschinenbau, präsentierte eine Innovation, die das Unternehmen retten könnte – eine neuartige Verdrängerpumpe mit einem Wirkungsgrad von erstaunlichen 7 % mehr als das bisherige Modell.

 

„Mit dieser Pumpe“, erklärte Karl eifrig, „können wir unsere Produktionskosten dramatisch senken. Die höhere Effizienz wird uns helfen, die gestiegenen Energiekosten zu kompensieren und wettbewerbsfähig zu bleiben. Es könnte uns vor der Insolvenz bewahren!“

 

Doch Herr Stillstand, der sich durch jahrzehntelange Gewohnheiten und eine Abneigung gegen jegliche Form von Veränderung auszeichnete, verzog das Gesicht. „Sie meinen, ich soll eine neue Pumpe einführen? Was ist denn so schlecht an unserer alten Pumpe? Die hat uns Jahrzehnte lang gute Dienste geleistet!“

 

„Aber Herr Stillstand“, versuchte Karl zu argumentieren, „die alte Pumpe verbraucht Unmengen an Energie und hat einen viel niedrigeren Wirkungsgrad. Wenn wir auf die neue Pumpe umsteigen, könnten wir die Energiekosten drastisch reduzieren und…“

 

„Unsinn!“ unterbrach ihn Herr Stillstand scharf. „Das ist alles nur Theorie. Was, wenn diese neue Pumpe plötzlich ausfällt? Dann stehen wir hier ohne Produktion! Nein, nein, Karl, ich bin mit unseren alten Maschinen bestens zufrieden. Wer braucht schon Effizienz, wenn man Beständigkeit hat?“

 

Karl versuchte es noch einmal: „Aber es gibt sogar staatliche Förderungen für energieeffiziente Technologien. Wir könnten…“

 

„Förderungen?“, rief Herr Stillstand empört. „Das ist doch nur Bürokratie! Wissen Sie, was ich von solchen Dingen halte? Nichts! Gar nichts!“

 

Die Tage vergingen, und Karl Clever sah seine Chance, das Unternehmen zu retten, langsam dahinschwinden. Die Pumpe, die auf magische Weise das Schicksal von AltMod hätte wenden können, wurde in der Ecke des Lagers abgestellt und geriet in Vergessenheit – oder zumindest tat man so, als würde sie nicht existieren.

 

Einige Monate später stand AltMod GmbH tatsächlich vor der Insolvenz. Doch anstatt sich einzugestehen, dass die Verweigerung der neuen Pumpe ein schwerwiegender Fehler war, fand Herr Stillstand kreative und absurde Begründungen, um das Scheitern zu erklären.

 

„Es war die Energiewende!“, verkündete er entschlossen in der letzten Betriebsversammlung. „Diese unverschämten Solarpanel-Leute da draußen, sie haben uns ruiniert! Und die Regierung mit ihren absurden Vorschriften – sie wollten uns zwingen, neue Maschinen zu kaufen! Dabei wissen wir alle, dass neue Maschinen einfach unzuverlässig sind!“

 

Er fuhr fort: „Außerdem… wer hätte ahnen können, dass der Strom plötzlich so teuer wird? Früher, ja, früher konnte man noch auf Kohle zählen! Hätten wir nur noch mehr Kohleöfen angeschafft!“

 

Die Belegschaft, die sich durch jahrelange Stagnation und lähmende Bürokratie an solche absurde Rechtfertigungen gewöhnt hatte, nickte halbherzig. Karl Clever hingegen, der sich inzwischen entschieden hatte, ein neues Leben in einer innovativen Firma zu beginnen, konnte nur den Kopf schütteln.

 

So ging AltMod GmbH in die Geschichte ein, nicht als das Unternehmen, das durch eine bahnbrechende Innovation gerettet wurde, sondern als die Firma, die den Fortschritt verweigerte – und lieber in Würde pleiteging, als den Versuch zu wagen, etwas zu verbessern. Herr Stillstand, so heißt es, kaufte sich anschließend eine kleine Insel im Nirgendwo, wo es weder Strom noch Innovationen gibt – nur Kohleöfen und jede Menge Stillstand.

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